Führung in Berlin siebdruckt: Hubert Riedel und ZWÖLF
Dienstag 05. November 2024
16:30 Uhr
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (Cottbus) | Cottbus
Die Doppelausstellung verschränkt Plakate aus dem abgeschlossenen Schaffen des Berliner Grafikers Hubert Riedel mit dem des 2000 gegründeten und bis heute aktiven Berliner Grafikstudios ZWÖLF. Unter dem Kollektivnamen ZWÖLF fanden Stefan Guzy (geb. 1980) und Björn Wiede (geb. 1981), beides Absolventen der UdK Berlin, mehr und mehr ihr zentrales Signum im konzeptionell angelegten Typografie-Plakat für Kunden in den Bereichen Kunst, Musik und Kultur. Entwerfend wie eigenhändig am Drucktisch stehend, führen die beiden in einem Kreuzberger Hinterhof die über 100-jährige Drucktradition des Berliner Viertels im Gebiet des Siebdrucks fort. Experimente fernab materialtypischer Konventionen werden zu ihrer Domäne: Serigrafien mit WC-Reiniger, Schaumbad, Öl, Honig, Nagellack, Lippenstift, Zahnpasta, Melasse und Knete auf Karton sowie mit Straßenkreide auf Bitumen belegen ihr starkes handwerkliches Interesse, das schließlich 2010 in der Gründung der Handsiebdruckerei Kreuzberg mündete. In den seit 2020 bestehenden „Handsiebdruckerei Editionen“ forcieren sie diese Vorliebe für den künstlerischen Siebdruck, indem Wiede und Guzy nun in Allianz mit ihren „favorite artists“ die Grenzen des Mediums weiter ausloten. Hubert Riedel, der zunächst von 1965 bis 1974 als Fräser und Disponent im Schwermaschinenbau arbeitete, gestaltete – wenngleich autodidaktisch gebildet – von 1976 bis 1986 als angestellter Hausgrafiker alle erforderlichen Drucksachen der Berliner Stadtbibliothek. Ab 1987 war er als freischaffender Grafikdesigner tätig, hauptsächlich als Plakat-, Buch- und Ausstellungsgestalter. In seinem gut 250 umfassenden Plakatwerk dominiert technisch der Siebdruck, wenn auch selten im Eigendruck. Sogar in seinen im Offsetdruck produzierten Plakaten ahmte er noch die ungebrochene Farbwirkung des Siebdrucks nach, indem er auf den vierfarbigen Rasterdruck verzichtete. In seinen vielfach bei den „100 besten Plakaten“ ausgezeichneten Siebdruckarbeiten kreierte er seinen unverwechselbaren, prägnant-sparsamen Stil, in dem er häufig dunkle Papieruntergründe mit Text-Bild-Kompositionen in leuchtenden Farben überzog. Die Ausstellung „Berlin siebdruckt: Hubert Riedel und ZWÖLF“ schöpft wesentlich aus den Beständen der eigenen Plakatkunst-Sammlung, die 2023 durch eine großzügige Schenkung von Hubert Riedel-Plakaten eine signifikante Erweiterung in diesem Fach erlebt hat.